Komet 46P / Wirtanen
(zuletzt aktualisiert: 16.12.2018)Neben den jüngsten Kometen 17P/Holmes und 8P/Tuttle verblaßt der 1948 von Carl Alvar Wirtanen entdeckte Komet etwas, auch wenn es sich immerhin noch um einen überdurchschnittlich hellen Kometen handelt. 46P/Wirtanen ist ein periodischer Komet, der unsere Sonne auf einer sehr exzentrischen Bahn in 5,5 Jahren einmal umrundet. Während seines Aphel erreicht er die Jupiterbahn und kommt in seinem Perihel mit knapp 1,06 AE der Erdbahn recht nahe. Nahe Vorbeiflüge an Jupiter in den Jahren 1972 und 1984 hatten die Bahn des Kometen verändert, der zuvor 6,7 Jahre für einen Umlauf benötigte.
Für das Jahr 2012 war eine weiche Landung auf Wirtanen durch Lander Philae der europäischen Sonde Rosetta geplant, denn dieser Komet ist verhältnismäßig staubarm. Da sich deren Start durch technische Schwierigkeiten verzögerte, mußte man nun auf einen anderen Kometen für diese Mission ausweichen. Die Wahl fiel dann auch den Kometen Churiyumov-Gerasimenko.
Update 15.12.2018
Am 12.12.2018 kam Komet 46P / Wirtanen mit 1,0551 AE Abstand in Sonnennähe. Einen Tag später konnte er von Bad Tölz aus beobachtet werden. Durch die besondere Nähe zur Erde von nur 0,079 AE (11,8 Millionen km, größte Annäherung seit seiner Entdeckung 1948) hatte seine Koma einen stattlichen scheinbaren Durchmesser von rund 37´, entsprechend einem realen Durchmesser von knapp 130.000 km, also in der Größenordnung zwischen Jupiter und Saturn.
Der typische Kometenschweif war nicht zu sehen, da sich dieser von uns aus gesehen - mit der Sonne im Rücken - »nach hinten« erstreckte.
Die stattliche scheinbare Bewegung von rund 10"/min gestattete nur eine Aufnahmedauer von 60s für einen noch punktförmigen False Nucleus. Die hohe Bewegung vor dem Sternhintergrund ließ sich sehr schön in einem »Wirtanen-Zeitraffer-Video« darstellen.
Visuelle Beobachtung:
13.12.2018: Mit einer Gesamthelligkeit von rund 5,7 mag sollte Komet 46P / Wirtanen rein rechnerisch mit dem bloßen Auge sichtbar gewesen sein. In der Praxis verteilte sich dieses Licht jedoch auf eine Fläche von gut einem Vollmonddurchmesser. Eine Sichtung mit dem freien Auge kann ich selbst bei dunklem, mondlosen Himmel beim besten Willen nicht bestätigen. Im kleinen Fernglas (8x20) war der Komet zu sehen, wenn auch nur äußerst unscheinbar. Im 70/420 Refraktor mit 26 mm Okularbrennweite (= 16x70) zeigte sich der Komet als großes blasses und unscheinbares »Nebelbällchen«. Der False Nucleus hatte eine Helligkeit von 11,1 mag, dieser war im genannten Refraktor nicht zu sehen.
Die Aufnahmen & verwendete Aufnahmetechnik:
Allgemeine Objektdaten: Objektgröße: 3,7´ Entfernung: 142.522.000 km Durchmesser: 1,2 km Helligkeit: 8,90 mag mittlere FH: 20,42 mag/"² Koordinaten: 00h 46m 44,2s / +01° 54' 46" Sternbild: Walfisch (Cetus [CET]) Aufnahmedaten: Aufnahmezeit: 2008-01-25 17:23 UTC Montierung: Teleskop: Meade 10" SCT Öffnung: 254 mm Brennweite: 1040 mm (Reducer) Öffnungsverh.: f/4,1 Kamera: ATiK 16IC-HS Filter: L-RGB-Filtersatz Einzelbelichtung: 10s Stacking: 60 (L) Belichtung eff: 77,5s Bias/Rauschen: 740 ADU / 50 (45,9) RMS Vb: 81,8 × Theor. Grenzgröße 16,6 mag Theor. Grenz-FH 22,9 mag/"² Bildfeld: 16,12' × 12,08' Abbildungsmaßstab 1,47", 2,15"², 1.014,1 km/Px Bedingungen: Horizonthöhe: 43° 27´ rel. Extinktion: 0,41 mag Seeing: Schlecht [2-3/10] Transparenz: 4.0 fst Himmelshelligk.: 18,84 mag/"² Temperatur: 3°C
Die erstbeste, halbwegs brauchbare Beobachtungsnacht seit Wochen nutzte ich direkt zu Beginn - noch vor Ende der astronomischen Dämmerung für eine Aufnahmeserie dieses interessanten Kometen. Die eher moderate Eigenbewegung von 157,44"/h 8 Tage vor seinem Periheldurchgang hätte diesen Kometenkern bei dem gewählten Abbildungsmaßstab nach satten 40s Belichtungszeit pro Einzelaufnahme noch punktförmig erscheinen lassen, doch der Himmel war dafür einfach noch viel zu hell. Komet und Sternfeld wurden getrennt voneinander gestackt und bearbeitet um Strichspuren zu vermeiden.
Allgemeine Objektdaten: Objektgröße: 37´ Entfernung: 11.833.192 km Ausdehnung: 129.000 km Eigenbewegung: 10´´ / min Durchmesser: 1,2 km Helligkeit: 5,70 mag mittlere FH: 22,25 mag/"² Koordinaten: 03h 38m 31,2s / +12° 22' 45" Sternbild: Stier (Taurus [TAU]) Aufnahmedaten: Aufnahmezeit: 2018-12-13 21:18 UTC Montierung: Celestron CGE Pro Teleskop: TS Individual ED APO 70/420 Öffnung: 70 mm Brennweite: 420 mm Öffnungsverh.: f/6,0 Kamera: Canon EOS 1000 D Filter: L-RGB-Filtersatz Einzelbelichtung: 60s @ ISO 800 Stacking: 66 Belichtung eff: 487,4s Bias/Rauschen: 700 ADU / 100 RMS (auf 16 Bit bezogen) Vb: 21,4 × (Abbildung 1/2) Theor. Grenzgröße 18,4 mag Theor. Grenz-FH 26,5 mag/"² Bildfeld: 2,99° × 1,68° Abbildungsmaßstab 5,60", 31,34"², 321 km/Px Bedingungen: Horizonthöhe: 54° 41´ rel. Extinktion: 0,22 mag Seeing: Schlecht [2-3/10] FWHM: 1,8 Pixel ≡ 10,1" Reale Auflösung: 578 km Transparenz: 5.0 fst Temperatur: -5°C Grenzhelligkeit: 18,5 mag
Endlich mal ein großes Guckloch im Dauerhochnebel. Ein Tag nach dem Perihel gelangen 66 Einzelaufnahmen bei Dunst und schon etwas störendem Mondlicht.
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