Atik ATK 16IC-HS - Hardware
Verarbeitung, Empfindlichkeit und Rauschverhalten zeichnen die ATK 16IC-HS als eine
Astrokamera aus, mit der sich ausgesprochen gute Astrofotografien anfertigen lassen.
Bereits bei einer Belichtungszeit von 0,2s läßt sie das Sehvermögen des dunkeladaptierten
menschlichen Auges weit hinter sich.
Das
stabile Aluminiumgehäuse ist innen wie außen geschwärzt und vorne mit einem T2-Anschluß versehen,
auf das eine 1¼"-Hülse aufgeschraubt ist. Diese Hülse hat ein Innengewinde, in das
handelsübliche Filter eingeschraubt werden können.
T2-Anschluß
Wenn man diese Hülse abschraubt,
kommt ein T2-Anschluß zum Vorschein. Unmittelbar darunter liegt der Chip. Der geringe Abstand
bringt einen wichtigen Vorteil, wenn man an diesem T2-Anschluß ein Filterrad aufschraubt und
das Ganze hinter einem Reducer betreibt. Durch die kurzen Abstände ist gewährleistet, daß man
mit dem Chip stets sauber in den Fokus kommt.
Seitenansicht
Betrachtet man die Kamera
von der Seite, dann fallen die seitlichen Lüftungsschlitze sofort auf, durch die die Luft
zur Kühlung der Elektronik eintritt.
Rückseite
Diese Luft wird durch einen
kleinen Lüfter auf der Rückseite nach hinten abgesaugt. Auf dieser Seite befinden sich auch
drei Anschlüsse: Unten der Anschluß für die Versorgungsspannung, links ein ST4-kompatibler
Autoguider-Port und rechts der USB-Anschluß.
Der Chip
Nun schauen wir uns die Vorderseite
nochmal etwas genauer an: Der Chip ist durch eine Platte aus vergütetem optischem Glas geschützt,
die mit einem Ring innerhalb des T2-Anschlusses befestigt ist. Unter dieser Platte ist der Chip
ICX424AL gut zu erkennen. Wenn man genau hinschaut, dann kann man das Peltier-Element unterhalb
des Chips erkennen, der den Photonensammler um etwa 20° unter die Umgebungstemperatur abkühlt.
Wir werden später noch sehen, welche enormen Vorteile damit verbunden sind.
Nun schaun wir mal,
was diese Kamera so drauf hat. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Rauschverhalten und die
Empfindlichkeit. Beide Faktoren haben einen entscheidenden Einfluß auf das Signal-Rauschverhältnis
und damit auf die erreichbare Aufnahmequalität. Vergleichen wir also mal als erstes die
Empfindlichkeit gegenüber einer mit einem Schwarz-Weiß-Chip umgebauten ToUcam:
ToUcam Einzelaufnahme
Es liegt mir fern,
die ToUcam schlechtzureden. Besonders dann, wenn man sie mit einem Schwarz-Weiß-Chip ausrüstet,
erreicht sie eine enorme Empfindlichkeit. Dieses Bild entstand nachts in einem nicht beleuchteten
Zimmer. Lediglich einen schwachen Lichtschimmer vom beleuchteten Flur habe ich zugelassen. Hier
hat die ToUcam schon beträchtliche Schwierigkeiten, das menschliche Auge aber nicht minder....
Atik Einzelaufnahme
Exakt die gleichen
Lichtverhältnisse, exakt die gleiche Belichtungszeit (0,2s). Doch hier ist die
Bildqualität um Klassen besser, woran auch das erheblich geringere Rauschen nicht ganz
unbeteiligt ist.
Dunkelaufnahme
Der erste Härtetest: Das Zimmer
wurde für diese Aufnahme in der Nacht so gut es eben ging abgedunkelt. Geringes Restlicht vom
bewölkten Nachthimmel durch das Fenster aber derart dunkel, daß ich mich sehr vorsichtig durch
den Raum bewegen mußte. Es folgten 10 Aufnahmen zu je 120 Sekunden Belichtungszeit, anschließendes
Stacken und Bearbeiten. Das Resultat muß man wohl nicht kommentieren...
der ATK 16IC-HS
hat mich ehrlich gesagt schon etwas verblüfft. Wenn man über eine Stunde belichtet, dann darf man
schon ein etwas üppigeres Rauschen erwarten. Oder etwa nicht?
Rauschen
Bei hellem Tageslicht, 21,6°C
Umgebungstemperatur, Kamera mit schwarzer Verschlußkappe abgedunkelt, 4.096 s (!) Belichtungszeit,
also 1 Stunde, 8 Minuten und 16 Sekunden. Auf den ersten Blick rauscht's hier ganz schön, doch das
Histogramm wurde stark gedehnt. Nur der Bereich zwischen 185 und 644, also nicht einmal 10% des
verfügbaren Dynamikumfangs von 0 bis 65535 wurde auf 8 Bit skaliert. Das Rauschen hatte in der
16-Bit-FITS-Datei dabei eine Spitze-Spitze-Amplitude von ca. 150, was bezogen auf den vollen
Dynamikumfang knapp 0,23% ausmacht.
Das Rauschen und die Belichtungszeit
Aber wie
schaut es mit dem Rauschen in Abhängigkeit von der Belichtungszeit aus? Das Ergebnis wird
verblüffen! Im folgenden das Ergebnis dreier Meßreihen, wobei im Dunkelbild die jeweils
dunkelsten (Min --> Bias) und hellsten (Max) Pixel sowie die Differenz daraus
(Diff --> "Rauschen") als Liniengrafik dargestellt werden.
Im Bereich zwischen 0 und 32 Sekunden Belichtungszeit fällt bei < 3s ein Bereich mit verstärktem
Rauschen auf, für die ich keine Erklärung finde. Aber schauen wir uns diesen Bereich einmal näher
an:
Tatsächlich: Bis etwa 2,6s ein abnormales Verhalten, bei längeren Belichtungszeiten zeigt sich ein
sehr konstantes Rauschen. Aber sollte das Rauschen denn bei sehr langen Belichtungszeiten nicht
zunehmen?
Nun ja, theoretisch schon, wenn das Chiprauschen gegenüber dem Ausleserauschen dominiert. Bei dem
gekühlten CCD-Chip der ATK 16IC-HS ist das aber erst nach ca. 1 Stunde Belichtungszeit der Fall.
Vorher kann man das Chiprauschen getrost vernachlässigen!
• Fazit:
Diese Kamera macht den Weg frei für
sehr lange Belichtungszeiten, viel länger als es unser heimischer, lichtverschmutzter Himmel
überhaupt zuläßt. Die Spitze-Spitze-Amplitude des Rauschens liegt bei Belichtungszeiten von
bis zu einer Stunde (!) stets unter 180, und das sind weniger als 0,28% vom gesamten
Wertebereich von 0 - 65535 (=16 Bit). Bei voll ausbelichteten und histogrammtechnisch
nicht extrem gedehnten Bildern wird man keinerlei Rauschen bemerken.
© 2005-2024 Astrofotografie | Stand: 2014-06-12 | Mozilla unbekannt / unbekannt | Programmierung:
Hohmann-EDVhttps://astrofotografie.hohmann-edv.de/kameratests/atik.16ic-hs.hardware.php
© 2005-2024 Astrofotografie | Stand: 2014-06-12 | Mozilla unbekannt / unbekannt | Programmierung:
Hohmann-EDV