Emissionsnebel - Trifidnebel M 20 [NGC 6514] (zuletzt aktualisiert: 08.07.2008)
Gleich 1,5° nördlich des prächtigen Lagunennebels Messier 8 befindet sich der deutlich lichtschwächere aber immer noch helle Trifidnebel, ein extrem junger Gasnebel, der die Eigenschaften eines Emissions- und eines Reflexionsnebels in sich vereinigt. Der pinkfarbene Emissionsnebel, der durch das zentrale 6-fach Sternsystem HN 40 zum Leuchten in den charakteristischen Spektrallinien der Balmer-Serie angeregt wird, enthält ein recht junges Sternentstehungsgebiet das sich in einem gegenüber dem Großen Orionnebel noch weit früheren Entwicklungsstadium befindet. Dieser Emissionsnebel ist in einen diffusen Reflexionsnebel eingebettet, den man allerdings nur in seinen Randbereichen gut erkennen kann. Vom Zentralbereich gehen auffällige als B 85 bezeichnete Staubbänder aus, die diesem Emissionsnebel vorgelagert sind und diesen in 3 (eigentlich 4) Segmente unterteilt, daher die Namensgebung "trifid" (=dreifältig). Die Gesamtmasse des Nebels reicht aus, um noch mindestens tausend neue Sterne zu bilden. Im Trifidnebel lassen sich zahlreiche Veränderliche finden, darunter 85 vom Typ T-Tauri, wie sie in Sternentstehungsgebieten häufig vorkommen.
Hochauflösende Aufnahmen vom HST zeigen zahlreiche Jets, die bei der Sternentstehung auftreten. Am Rand der Dunkelwolke B 85 fand man sogenannte EGG-Objekte (="evaporating gaseous globules"). Diese kleinen Gaswölkchen (Globulen) widerstehen dem gewaltigen Strahlungsdruck des zentralen Sternsystems HN 40, so daß in ihnen gerade neue Sterne entstehen.
Besondere Aufmerksamkeit verdient der den Emissionsnebel anregende, mit nur wenigen 100.000 Jahren sehr junge Zentral"stern" HN 40 (=HD 164492). Es ist ein gewaltiges System aus 6 Sternen, das in seiner Beschaffenheit an das "Trapez" im Großen Orionnebel erinnert. Dabei handelt es sich um extrem heiße und leuchtkräftige Sterne, der hellste vom Typ O7, die nach S. W. Burnham folgende Anordnung haben:
+------+------------+-------+------+ | Paar | Magnitude | Abst. | PW | +------+------------+-------+------+ | A-B | 7,0 - 10,6 | 5,4" | 23° | | A-C | 7,0 - 8,8 | 10,6" | 212° | | A-F | 7,0 - 13,8 | 22,1" | 106° | | C-D | 8,8 - 10,5 | 2,2" | 282° | | C-E | 8,8 - 12,4 | 6,2" | 191° | +------+------------+-------+------+ Positionswinkel: Nord=0°,Ost=90°,Süd=180°,West=270°Gleich nördlich des Emissionsnebels befindet sich der sehr auffällige, 7,5 mag helle A5-Stern HD 164514. Dieser Stern, dessen UV-Strahlung nicht ausreicht um Wasserstoff zu ionisieren, wird von einem ausgeprägten, blauen Reflexionsnebel umgeben.
Visuelle Beobachtung (10" SCT)
In sehr dunklen, mondlosen Nächten mit guter Transparenz ist dieser Emissionsnebel im 26mm-Okular bei 100-facher Vergrößerung mit seiner charakteristischen Dreiteilung sogar bei direktem Hinschauen gut zu erkennen - ein imposanter Anblick! Die starke pinkartige Färbung, die durch die Farbmischung aus den Emissionslinien der Balmer-Serie und dem Blau des Reflexionsnebels entsteht, ist im Okular jedoch nicht auszumachen.
Allgemeine Objektdaten: Objektgröße: 28´ Entfernung: 2.660 Lj Ausdehnung: 15 Lj Masse: 1.690 Sonnenmassen Helligkeit: 9,00 mag mittlere FH: 24,94 mag/"² Abs.Helligkeit: -0,56 mag Koordinaten: 18h 02m 42,0s / -22° 58' 19" Sternbild: Schütze (Sagittarius [SGR])
Aufnahmen & verwendete Aufnahmetechnik:
Aufnahmedaten: Aufnahmezeit: 2006-06-14 23:24 UTC Montierung: Meade LX200GPS (G Teleskop: Meade 10" SCT Öffnung: 254 mm Brennweite: 615 mm (Reducer) Öffnungsverh.: f/2,4 Kamera: Philips ToUcam PCVC840K Einzelbelichtung: 1/25s, Gain: 100%, γ max Stacking: 450 aus 500, automatisch Belichtung eff: 8,5s Vb: 63,9 × Bildfeld: 20,03' × 15,03' Abbildungsmaßstab 1,88", 3,53"², 0,024 Lj/Px Bedingungen: Horizonthöhe: 19° 11´ rel. Extinktion: 1,21 mag Seeing: Mittel [5/10] Temperatur: 13°C
Info:
Die Aufnahme links ist auf Naturtreue optimiert, zeigt aber aufgrund der weit größeren Helligkeit dennoch weit mehr, als man im Okular vom Trifidnebel zu sehen bekommt. Die geringe Flächenhelligkeit und die geringe Höhe über dem Südhorizont bringt die nicht-modifizierte ToUcam jedoch sehr hart an ihre Grenzen. Entsprechend aufwendig gestaltete sich die Nachbearbeitung. Die Grenzhelligkeit von 15 mag reicht aber so gerade eben noch für eine halbwegs vernünftige Darstellung aus.
Aufnahmedaten: Aufnahmezeit: 2007-05-20 01:25 UTC Montierung: Celestron Gabel Teleskop: Celestron C5 Öffnung: 127 mm Brennweite: 1270 mm Öffnungsverh.: f/10,0 Kamera: ATiK 16IC-HS Filter: RGB-Filtersatz Einzelbelichtung: 17,7s Stacking: 84 (R+G+B) Belichtung eff: 165,0s Bias/Rauschen: 266 ADU / 20 (21,0) RMS Vb: 99,9 × Theor. Grenzgröße 18,1 mag Theor. Grenz-FH 21,5 mag/"² Bildfeld: 13,20' × 9,90' Abbildungsmaßstab 1,20", 1,44"², 980,2 AE/Px Mitwirkende: F. X. Kohlhauf Bedingungen: Horizonthöhe: 19° 19´ rel. Extinktion: 1,20 mag Seeing: Gut [7/10] Transparenz: 5.5 fst Himmelshelligk.: inf mag/"² Temperatur: 7°C Aufnahmedetails: R: 28 × 18s G: 26 × 15s B: 30 × 20s L: (R+G+B)
Info:
Beste Bedingungen für diese Aufnahme, und auch ziemlich genau im Meridiandurchgang "erwischt". Die Einzelbelichtungszeiten wurden bewußt kurz gehalten um die beiden hellen Sterne im Zentralbereich (6,66 mag nicht überzubelichten, so daß diese noch gut zu trennen sind.
Aufnahmedaten: Aufnahmezeit: 2008-07-04 21:51 UTC Montierung: Meade LX200GPS (G Teleskop: Meade 10" SCT Öffnung: 254 mm Brennweite: 1040 mm (Reducer) Öffnungsverh.: f/4,1 Kamera: ATiK 16IC-HS Filter: L-RGB-Filtersatz + Hα Einzelbelichtung: 30s Stacking: 86 Belichtung eff: 278,2s Bias/Rauschen: 860 ADU / 48 (50,2) RMS Vb: 81,8 × Theor. Grenzgröße 19,9 mag Theor. Grenz-FH 24,8 mag/"² Bildfeld: 12,08' × 16,12' Abbildungsmaßstab 1,47", 2,15"², 1.196,9 AE/Px Bedingungen: Horizonthöhe: 18° 59´ rel. Extinktion: 1,22 mag Seeing: Mittel [5/10] Transparenz: 5.5 fst Himmelshelligk.: 19,79 mag/"² Temperatur: 12°C Aufnahmedetails: L: 86 × 30s Hα: 4 × 300s R: 38 × 30s + 9 × 3s Binning: 2 G: 40 × 30s + 10 × 3s Binning: 2 B: 42 × 40s + 19 × 4s Binning: 2 IR: 18 × 10s (für Zentral"stern" HN 40) Leitstern: 9,16m / 21´ 30" NNW Autoguiding: Guidedog 1.0.6 und Philips ToUcam (S/W-Mod)
Info:
Die "Einzelteile" der gezeigten Aufnahme entstanden an 3 verschiedenen Tagen, wobei immer wieder wegen aufziehender Wolken abgebrochen werden mußte. Dann war es endlich am 4.7. lange genug klar, um die letzten Aufnahmen für L und B anzufertigen. Die recht ordentliche Transparenz machte eine gemessene Grenzhelligkeit von immerhin 20,1 mag möglich. Zusätzlich habe ich dann, um das "Zentralsternsystem" sauber abbilden zu können, dieses ...
... für das 2. Bild
mit knapp 3 m Brennweite im Infrarot aufgenommen. Es zeigt alle 6 Komponenten, wobei C und D wegen des geringen Abstands und des nicht allzu guten Seeings trotz sehr starker Schärfung nur sehr schwer zu trennen sind. Visuell waren zum Aufnahmezeitpunkt nur 5 Komponenten "drin".
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