Milchstraße - Sagittarius A (zuletzt aktualisiert: 03.04.2012)
Die starke Radioquelle Sagittarius A bildet das genaue Zentrum unserer Heimatgalaxie. Es handelt sich nach aktuellem Forschungsstand um ein großes Schwarzes Loch mit etwa 4,3 Millionen Sonnenmassen und einem ´Durchmesser´ (gemeint ist natürlich das Doppelte des Schwarzschildradius) von ca. 20.000.000 km. Sagittarius A wird von einem Sternhaufen umkreist, dessen 28 Einzelsterne dieses gewaltige Massezentrum mit zum Teil beachtlichen Geschwindigkeiten auf teils sehr exzentrischen Bahnen umkreisen.
Ein besonderes Exemplar ist der jüngst mit dem VLT gefundene Stern S0-2. Der ca. 15 Sonnenmassen schwere Stern nähert sich dem Schwarzen Loch bis auf 25.920.000.000 km (=173,3 AE) an und erreicht dabei eine Geschwindigkeit von 5.000 km/s! Für einen kompletten Umlauf benötigt dieser Stern nur 15,2 Jahre, wobei ein kompletter Umlauf schon gemessen wurde.
Ein bisher noch ungelöstes Rätsel ist, wie diese großen und jungen Sterne in diese nahe Position um das Schwarze Loch kommen konnten. Sie können weder dort entstanden sein, noch hatten sie Zeit genug gehabt, dort hinzuwandern. Man darf auf eine Erklärung also sehr gespannt sein.
Messungen im Röntgenbereich haben außerdem ergeben, daß Sagittarius A neben ´lebenden´ Sternen auch von zahlreichen, bis zu 20.000 Neutronensternen und kleineren Schwarzen Löchern im Abstand von bis zu 70 Lichtjahren umkreist wird. Bei der enormen Sterndichte im Zentrum unserer Heimatgalaxie überrascht mich das aber nicht wirklich. Man geht allgemein davon aus, daß ein solches Objekt alle paar Millionen Jahren der zentralen Gravitationsfalle zu nahe kommt und von dieser verschluckt wird.
Im sichtbaren Lichtspektrum ist der Bereich um Sagittarius A nicht zu beobachten, da dieser durch dichte interstellare Staubwolken verdeckt wird. Die Lichtdämpfung dort beträgt ca. 25 mag. Als kleine Kühnheit versuchte ich es mit einer tiefen Infrarotaufnahme in der Hoffnung, doch noch irgendwas wenigstens andeutungsweise erkennen zu können. Herausgekommen ist die Erfahrung, daß 132-minütiges Photonensammeln dafür einfach viel zu wenig ist. Bleibt aber immerhin das unten gezeigte nette Sternfeld mit einem ´Gast´ aus unserem Sonnensystem: Es ist [7800] Zhongkeyuan, ein zum Aufnahmezeitpunkt 15,9 mag heller Asteroid, dessen Punktspur am rechten Bildrand unterhalb der Bildmitte gut zu erkennen ist. Seine Distanz zur Erde betrug auf Grund der sehr günstigen Perihelopposition nur 0,9571 AE, was auf einen kleinen, nur wenige km umfassenden Brocken schließen läßt.
Allgemeine Objektdaten: Entfernung: 27.000 Lj Masse: 4.300.000 Sonnenmassen Helligkeit: 29,90 mag Abs.Helligkeit: 15,31 mag Koordinaten: 17h 45m 40,0s / -29° 00' 28" Sternbild: Schütze (Sagittarius [SGR])
Aufnahme & verwendete Aufnahmetechnik:
Aufnahmedaten: Aufnahmezeit: 2010-07-08 22:24 UTC Montierung: Meade LX200GPS (G Teleskop: Meade 10" SCT Öffnung: 254 mm Brennweite: 990 mm (Reducer) Öffnungsverh.: f/3,9 Kamera: ATiK 16IC-HS Filter: IR-Passfilter 685nm Einzelbelichtung: 150s Stacking: 57 Belichtung eff: 1.132,5s Bias/Rauschen: 1133 ADU / 60 (59,0) RMS Vb: 77,8 × Theor. Grenzgröße 19,4 mag Theor. Grenz-FH 24,7 mag/"² Bildfeld: 16,93' × 12,69' Abbildungsmaßstab 1,54", 2,38"², 0,202 Lj/Px Bedingungen: Horizonthöhe: 12° 59´ rel. Extinktion: 1,62 mag Seeing: Gut [7/10] FWHM: 3,5 Pixel ≡ 5,4" Reale Auflösung: 0,706 Lj Transparenz: 5.5 fst Himmelshelligk.: 19,93 mag/"² Temperatur: 18°C Grenzhelligkeit: 20,7 mag Aufnahmedetails: IR: 53 × 150s R: 62 × 20s Binning: 2 G: 62 × 20s Binning: 2 B: 53 × 40s Binning: 2 Leitstern: 8,35m / 26´ 30" SSO Autoguiding: Guidedog 1.0.6 und Philips ToUcam (S/W-Mod)
Info:
Das ungewöhnlich gute Seeing und die perfekte Horizontsicht in dieser Nacht waren ideal für dieses lang gehegte Vorhaben. Die Farbaufnahmen wurden 5 Tage später aufgenommen.
Das 2. Bild
zeigt die Bildmitte herausvergrößert. Die exakte Position von SGR A wird markiert, wenn man mit der Maus über das Vorschaubild fährt.
Das 3. Bild
zeigt schließlich die exakte Position von SGR A westlich der Großen Sagittariuswolke mitten im dichtesten Teil des galaktischen Staubbands.
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