Galaxien - Messier 100 [NGC 4321] (zuletzt aktualisiert: 04.04.2012)
Messier 100 ist eine der prächtigsten Spiralgalaxien im Virgohaufen, die wir ´von oben´, also ´face on´ betrachten. In ihren komplexen Spiralarmen sehen wir zahlreiche auffällige blaue ´Knötchen´, riesige Sternhaufen aus jungen, sehr heißen, blauen Überriesen. Es sind aktive Sternentstehungsgebiete, in denen auf tieferen Schmalbandaufnahmen rot leuchtende Emissionsnebel sichtbar werden. Die leichten Asymmetrien, sowohl in der Spiralstruktur als auch im Kernbereich, werden Gezeitenkräften zugeschrieben, die durch die räumliche Nähe anderer Galaxien im Virgo-Haufen verursacht werden.
Der Starburst-Kern
Der Kernbereich hat eine ungewöhnlich komplexe Struktur und erscheint auf dieser Aufnahme keineswegs punktförmig, wie bei den meisten anderen Galaxien. Hochauflösende Aufnahmen zeigen dort eine regelrechte, ca. 15" durchmessende Spiralstruktur in der sich eine außergewöhnlich hohe Sternentstehungsrate nachweisen läßt. Daher erscheint dieser Kern auch nicht in der gewohnten gelb-orangen Farbe, sondern fast weiß. Diese Spiralstruktur läßt sich in Amateuraufnahmen jedoch nur bei gutem Seeing sichtbar machen.
Begleitgalaxien
6´ östlich von Messier 100 befindet sich die deutlich lichtschwächere Galaxie NGC 4328, und gut 5´ nord-nord-östlich (´11 Uhr´) haben wir noch die Galaxie NGC 4323. Die Daten in der folgenden Tabelle legen nahe, daß NGC 4328 auf Grund der deutlich geringeren Rotverschiebung ein Vordergrundobjekt sein muß, während NGC 4323 eine nur geringe reale Entfernung zu Messier 100 hat und damit als ´echte´ Begleiterin angesehen werden kann, freilich mit nur geringer gravitativer Wechselwirkung.
+----------+----------+------+---------+------+----------+ | Galaxie | Typ | mag | Durchm. | Entf | z= | +----------+----------+------+---------+------+----------+ | M 100 | SAB(s)bc | 9,3 | 7,5´ | 68,2 | 0,005240 | | NGC 4323 | SB(r)0 | 15,1 | 0,8´ | 80,9 | 0,006182 | | NGC 4328 | SA0 | 14,3 | 1,2´ | 19,4 | 0,001598 | +----------+----------+------+---------+------+----------+(Entfernungsbestimmung jeweils aus Rotverschiebung, Hubble Flow Distance, in Mio. Lj)
Am 21. und 22.3.2012 bekam Messier 100 Besuch von Kleinplanet [1889] Pakhmutova. Das 2. Bild zeigt die Strichspuren, die der Kleinplanet am 21. und 22.3.2012 auf den 73 × 60s bzw. 131 × 45s langen Belichtungen hinterläßt. Die Grenzhelligkeit ist beim kombinierten Bild mit 21,4 mag schon recht ordentlich. Pakhmutova befand sich nahe einer recht günstigen Perihelopposition und hatte an beiden Tagen eine Helligkeit von 15,1 mag bei einem Abstand von 1,846 AE, was bei seiner Albedo von 0,075 auf einen recht kleinen Brocken von grob geschätzt 27 km schließen läßt. Pakhmutova umkreist die Sonne auf einer recht exzentrischen Bahn einmal in 5,45 Jahren, wobei sein Abstand zu ihr zwischen 2,77 und 3,43 AE schwankt.
Allgemeine Objektdaten: Objektgröße: 7,5´ Entfernung: 49.600.000 Lj Ausdehnung: 107.000 Lj Eigenbewegung: 31,8´´/h Masse: 200.000.000.000 Sonnenmassen Morphologie: SAB[s]bc Helligkeit: 9,30 mag mittlere FH: 22,37 mag/"² Abs.Helligkeit: -21,61 mag Koordinaten: 12h 22m 54,9s / +15° 49' 20" Sternbild: Haar der Berenike (Coma Berenices [COM])
Aufnahme & verwendete Aufnahmetechnik:
Aufnahmedaten: Aufnahmezeit: 2011-02-03 00:51 UTC Montierung: Meade LX200GPS (G Teleskop: Meade 10" SCT Öffnung: 254 mm Brennweite: 975 mm (Reducer) Öffnungsverh.: f/3,8 Kamera: ATiK 16IC-HS Filter: L-RGB-Filtersatz Einzelbelichtung: 60s Stacking: 60 Belichtung eff: 464,8s Bias/Rauschen: 875 ADU / 49 (50,8) RMS Vb: 76,7 × Theor. Grenzgröße 20,5 mag Theor. Grenz-FH 26,5 mag/"² Bildfeld: 17,19' × 12,89' Abbildungsmaßstab 1,57", 2,45"², 376,5 Lj/Px Bedingungen: Horizonthöhe: 50° 15´ rel. Extinktion: 0,29 mag Seeing: Grottenschlecht FWHM: 4,8 Pixel ≡ 7,5" Reale Auflösung: 1.807,0 Lj Transparenz: 5.5 fst Himmelshelligk.: 20,65 mag/"² Temperatur: -8°C Grenzhelligkeit: 20,3 mag Aufnahmedetails: L: 60 × 60s R: 19 × 60s Binning: 2 G: 22 × 60s Binning: 2 B: 23 × 60s Binning: 2 Leitstern: 7,93m / 25´ 20" N Autoguiding: Guidedog 1.0.6 und Philips ToUcam (S/W-Mod)
Info:
Kalte Luft unten, warme oben - sowas nennt man Inversion und führt im allgemeinen zu einem außergewöhnlich schlechten Seeing. Leider ist eine solche Wetterlage bei uns im Winter der Normalfall, besonders dann, wenn eine geschlossene Schneedecke liegt. Glücklicherweise hat sich der dichte Nebel im Laufe der Nacht dann doch noch gelichtet.
Nicht genau eingenordet, Drehwinkel: -1,81°
Das 2. Bild
zeigt den ´Vorbeiflug´ des Kleinplaneten als Strichspur. Jedoch finde ich persönlich die Darstellung als Punktspur schöner, so wie im...
3. Bild
zu sehen ist. Die Punktspur links stammt vom 21.3.2012 ab 23:14UTC mit einem zeitlichen Abstand von 20 Minuten. Rechts ist die Punktspur vom Folgetag zu sehen beginnend mit 21:48UTC im halbstündigem Abstand.
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