Kometen - C/2007 N3 / Lulin (zuletzt aktualisiert: 19.02.2009)
Komet Lulin wurde am 11. Juli 2007 im Lulin-Observatorium (Taiwan) entdeckt. Seine für einen Kometen sehr ungewöhnliche Bahn führt ihn retrograd (´falsch herum´) fast exakt auf der Bahnebene der Planeten um die Sonne herum. Da seine Bahn hyperbolisch ist, wird er nur ein einziges Gastspiel im inneren Sonnensystem abgeben und sich nach seinem Periheldurchgang am 10.1.2009 (1,212 AE Abstand von der Sonne) in die unendlichen Weiten des Weltalls davonmachen. Am 24.2.2009 kommt Lulin in Erdnähe und wird in einer Entfernung von rund 61 Mio. km (0,41 AE) an ihr vorbeiziehen.
Da wir zum Aufnahmezeitpunkt ´von vorne´ auf Lulin schauen, können wir seinen Schweif kaum erkennen, denn dieser wird vom Sonnenwind aus unserer Perspektive zunächst ´nach hinten´ getragen. Durch die schnelle Eigenbewegung des Kometen ist dieser Schweif aber stets gebogen, so daß wir in diese Biegung hineinschauen können und so wenigstens in den Genuß eines (aus unserer Perspektive) kurzen Schweifs kommen.
Die türkise Farbe der Koma wird von den Gasen verursacht, die vom Kometenkern abströmen. Sie bestehen aus dem für uns giftigen Cyangas (C2N2) und Doppelmolekülen Kohlenstoff (C2), beide leuchten in dieser Farbe, wenn sie in starker Verdünnung von der Sonne angeleuchtet werden. Beide Stoffe findet man häufig in Kometenkernen, so daß diese Färbung der Koma nicht ungewöhnlich ist.
Die ungewöhnlich hohe scheinbare Bewegung am Himmel von über 600"/h wird durch die retrograde Bahn des Kometen verursacht. Hier addieren sich die Bahngeschwindigkeiten von Lulin und Erde.
Visuelle Beobachtung:
Eigentlich sollte man einen hellen Kometen mit 5 mag mit dem freien Auge erkennen können. Doch trotz dunklem Himmel und genauer Kenntnis seiner Position konnte ich nichts von ihm erkennen. Im Sucher war Lulin schon recht auffällig, und im kleinen 60mm-Refraktor zeigte sich ein zartes, rundes ´Nebelbällchen´. Ein überraschend schöner Anblick bot sich beim Blick durch ein 11×70-Fernglas. Im 26mm-Okular eines 10" SCT bei knapp 100-facher Vergrößerung war der punktförmige ´False Nucleus´ des Kometen deutlich zu erkennen. Drumherum eine deutlich birnenförmige Koma - ein herrlicher Anblick!
Allgemeine Objektdaten: Objektgröße: 30,5´ × 28,3´ Entfernung: 67.900.000 km Eigenbewegung: 627,5´´/h Helligkeit: 5,00 mag mittlere FH: 21,04 mag/"² Koordinaten: 12h 49m 20,5s / -04° 50' 03" Sternbild: Jungfrau (Virgo [VIR])
Aufnahme & verwendete Aufnahmetechnik:
Aufnahmedaten: Aufnahmezeit: 2009-02-19 01:33 UTC Montierung: Meade LX200GPS (G Teleskop: Meade Sucher 50/180 Öffnung: 50 mm Brennweite: 180 mm Öffnungsverh.: f/3,6 Kamera: ATiK 16IC-HS Filter: RGB-Filtersatz Einzelbelichtung: 60,0s Stacking: 96 (R-G) Belichtung eff: 587,9s Bias/Rauschen: 910 ADU / 55 (52,0) RMS Vb: 14,2 × Theor. Grenzgröße 18,1 mag Theor. Grenz-FH 26,8 mag/"² Bildfeld: 88,19' × 61,05' Abbildungsmaßstab 8,48", 71,91"², 2.791,4 km/Px Bedingungen: Horizonthöhe: 35° 22´ rel. Extinktion: 0,59 mag Seeing: Mittel [5/10] Transparenz: 5.0 fst Himmelshelligk.: 19,53 mag/"² Temperatur: -12°C Aufnahmedetails: R: 42 × 60s G: 54 × 60s B: 58 × 60s
Info:
Nach rund 3 Wochen endlich wieder eine dunkle, klare, wenn auch etwas frische Nacht - genau das Richtige für einen so schönen Kometen! Wegen der hohen Eigenbewegung mußten - um Strichspuren zu vermeiden - Komet und Sternfeld getrennt voneinander gestackt und bearbeitet werden. Als kleine Beigabe sind auf der Aufnahme noch die Hintergrundgalaxien NGC 4705 (13,6 mag, 21,5´ südlich von Lulin) und NGC 4718 (13,7 mag, 32,2´ südöstlich von Lulin) zu erkennen.
Die Aufnahme ist präzise eingenordet und hat eine gemessene Grenzhelligkeit von 17,5 mag. Die Größenangabe bezieht sich auf die Koma des Kometen.
© 2005-2024 Astrofotografie | Stand: 2018-12-15 | Mozilla unbekannt / unbekannt | Programmierung: Hohmann-EDV