Doppelsterne - Keid [&omicron (zuletzt aktualisiert: 15.02.2011)
ο-2 Eridani alias Keid ist ein höchst interessantes Dreifach-System und ein absoluter ´Leckerbissen´ für diejenigen, die gerne Doppel- und Mehrfachsterne beobachten. Ein heller, bereits mit dem freien Auge sichtbarer, gelb-oranger K-Stern wird von einem kräftig blau leuchtenden Weißen Zwerg und einem kräftig rot leuchtenden Roten Zwerg begleitet, ein wahrhaft farbenfroher Anblick.
Mit seiner geringen Entfernung von 16,5 Lichtjahren zählt Keid mit zu unseren nächsten stellaren Nachbarn.
Komponente A ist ein ziemlich gewöhnlicher, gelb-oranger K1-Stern, welcher von einem Binärsystem, bestehend aus den Komponenten B und C in einem Abstand von 418 AE (62,5 Mrd. km; ca. 10 × Sonne-Pluto) in rund 8.000 Jahren umkreist wird.
Komponente B, ein sehr heißer, extrem dichter (ca. 250kg/cm³) Weißer Zwerg, hat nur rund den 1½ -fachen Erddurchmesser und wird seinerseits von einem Roten Zwerg auf einer sehr exzentrischen Bahn in einer Entfernung von 21 bis 49 AE (3,1 - 7,3 Mrd. km; ca. Sonne-Uranus bis gut Sonne-Pluto) einmal in 252 Jahren umkreist. Kurioserweise wird der vergleichsweise winzige Weiße Zwerg von einem Stern umkreist, der den fast 20-fachen Durchmesser besitzt!!! Denn dieser Weiße Zwerg hat, obwohl er nur rund 1½ mal so groß ist wie die Erde, aufgrund der enormen Dichte die rund 2½-fache Masse seines roten Begleiters.
Komponente C ist ein typischer, langlebiger Roter Zwerg mit geringer Masse und Temperatur. Wie die meisten ´Kollegen´ seiner Zunft, neigt er zu spontanen Ausbrüchen und wird daher auch als ´Flarestern´ bezeichnet. Interessant, daß die Menge der abgestrahlten absoluten Strahlungsmenge der der visuell deutlich helleren Komponente B gleicht, wenn auch schwerpunktmäßig im Infrarot.
Das Dreifachsystem Keid hat vor langer Zeit ganz anders ausgesehen. Bevor sich Komponente B zu einem Roten Riesen aufblähte, seine Hülle abstieß (Planetarischer Nebel!), um dann als Weißer Zwerg zu enden, war er als sonnenähnlicher Stern mit vergleichbarer Masse das dominierende Gestirn in diesem System.
Visuelle Beobachtung:
Während Keid A als 4-er gelb-orange leuchtendes Sternchen bereits mit dem bloßen Auge in einer klaren Nacht gut zu sehen ist, genügt bereits ein kleines Teleskop der "60-mm-Klasse", um ihn von der leicht bläulich wirkenden Komponente B zu trennen (indirekt schauen!). Damit gilt Keid B als derjenige Weiße Zwerg, der am leichtesten zu beobachten ist. Optimal wäre eine Vergrößerung etwa zwischen 40 und 60 ×. Im Okular eines 10-Zollers ist Keid B bereits sehr auffällig und bei guten Bedingungen ohne Probleme vom rötlichen Keid C zu trennen. Optimal ist hier eine Vergrößerung etwa zwischen 100 und 150 ×.
Allgemeine Objektdaten: Entfernung: 16,5 Lj Spektralklasse: K1 / DA4 / M4 Helligkeit: 4,43 mag mit A: 4,5 mag, B: 9,5 mag, C: 11.2 mag Abstand: A-B/C: 83´´ | B-C: 9´´ Abs.Helligkeit: 5,91 mag Koordinaten: 04h 15m 16,3s / -07° 39' 10" Sternbild: Eridanus (ERI)
Aufnahmen & verwendete Aufnahmetechnik:
Aufnahmedaten: Aufnahmezeit: 2006-12-10 21:50 UTC Montierung: Meade LX200GPS (G Teleskop: Meade 10" SCT Öffnung: 254 mm Brennweite: 1436 mm (Reducer) Öffnungsverh.: f/5,7 Kamera: Philips ToUcam PCVC840K Einzelbelichtung: 1/25s, Gain: 100%, γ max Weißabgleich: 38 (Rot) / 19 (Blau) Stacking: 1024 aus 1200, automatisch Belichtung eff: 6,4s Vb: 149,2 × Bildfeld: 8,58' × 6,44' Abbildungsmaßstab 0,80", 0,65"², 4,1 AE/Px Bedingungen: Horizonthöhe: 34° 26´ rel. Extinktion: 0,62 mag Seeing: Mittel [5/10] Temperatur: 0°C - Temperatur | Durchmesser | Masse A: 5.100 K (K1) | 0,85 (Sonne=1) | 0,890 (Sonne=1) B: 16.700 K (DA4) | 1,48 (Erde=1) (!!!) | 0,501 (Sonne=1) C: 3.500 K (M4) | 0,28 (Sonne=1) | 0,195 (Sonne=1) Weitere Bezeichnungen: Hip 19849 HD 26965 SAO 131063
Info:
Der große Helligkeitsunterschied zwischen den Komponenten A und B/C machte zwei Ablichtungen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten nötig. Komponente A wurde mit 1/50s, Gain=33%, γ=100% aufgenommen, wobei aus 600 Aufnahmen die besten 100 zur Addition herangezogen wurden. Beide Belichtungen wurden miteinander kombiniert, wobei besonderer Wert auf eine möglichst gute Farbtreue gelegt wurde. Komponente C strahlt, wie oben schon erwähnt, schwerpunktmäßig im Infrarot, so daß dieser Stern wegen der hohen Empfindlichkeit der Kamera in diesem Wellenlängenbereich deutlich zu hell erscheint. Die Helligkeitskurve ist in etwa logarithmisch.
Die zweite Aufnahme zeigt das unbehandelte Summenbild der kurz belichteten Aufnahmen für Keid A mit einem Helligkeitsverhältnis, so wie sich dieses Dreifachsystem im Okular eines 10-Zollers bei etwa 150-facher Vergrößerung präsentiert.
Aufnahmedaten: Aufnahmezeit: 2011-02-02 18:51 UTC Montierung: Meade LX200GPS (G Teleskop: Meade 10" SCT Öffnung: 254 mm Brennweite: 975 mm (Reducer) Öffnungsverh.: f/3,8 Kamera: ATiK 16IC-HS Filter: L-RGB-Filtersatz Einzelbelichtung: 10s Stacking: 32 Belichtung eff: 56,6s Bias/Rauschen: 1142 ADU / 58 (59,3) RMS Vb: 76,7 × Theor. Grenzgröße 18,4 mag Theor. Grenz-FH 23,4 mag/"² Bildfeld: 17,19' × 12,89' Abbildungsmaßstab 1,57", 2,45"², 7,9 AE/Px Bedingungen: Horizonthöhe: 34° 35´ rel. Extinktion: 0,61 mag Seeing: Mittel [5/10] FWHM: 2,9 Pixel ≡ 4,5" Reale Auflösung: 23,0 AE Transparenz: 5.0 fst Himmelshelligk.: 18,31 mag/"² Temperatur: -3°C Grenzhelligkeit: 18,1 mag Aufnahmedetails: L: 32 × 10s R: 24 × 10s Binning: 2 G: 24 × 10s Binning: 2 B: 27 × 10s Binning: 2
Info:
Das etwas magere Sternfeld um Keid zeigt diese Aufnahme. Bodennaher Dunst streute das Licht unzähliger ´Gartenflutlichtanlagen´, deren Licht wiederum durch eine geschlossene Schneedecke gen Himmel reflektiert wurde. Jährliche Kosten für diese Energieverschwendung: Rund 5.500 Euro pro Garten mit stark steigender Tendenz. Sowas macht dann gleich doppelt Spaß...
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