Astrofotografie :: Venus

 
Faszinierende Aufnahmen von der Venus, jeweils mit ausführlicher Beschreibung der verwendeten Aufnahmetechnik.

Venus

Venus ähnelt, was Größe und Masse betrifft, unserer Erde. Sie hat jedoch mit rund 460°C eine weitaus höhere Oberflächentemperatur und ist von einer völlig undurchsichtigen und im sichtbaren Licht strukturlosen Wolkendecke aus Schwefelsäuretröpfchen umgeben. Der atmosphärische Druck auf ihrer Oberfläche ist rund 90 × so hoch wie auf der Erde. Venus umkreist die Sonne auf einer praktisch kreisrunden Bahn in 243 Tagen in einer Entfernung von 108,21 Mio. Km. Alle 8 Jahre scheinen Venus und Sonne wieder an der selben Stelle am Himmel zu stehen. Ursache ist die sogenannte 8:13-Resonanz der Bahndaten von Venus und Erde, was bedeutet, daß Venus in 8 Jahren ziemlich genau 13 Umläufe um die Sonne macht. Die Unteren Konjunktionen verfrühen sich dabei lediglich um 2 Tage, Venus ist also minimal schneller.

 

Riesige, schmale Sichel - Venus nahe der Unteren Konjunktion

Dabei nähert sie sich der Erde während einer Unteren Konjunktion bis auf 39,87 Mio. Km an. Dann steigt ihr scheinbarer Durchmesser auf satte 63,5" an. Jedoch ist sie während dieser Zeit für uns Erdlinge nicht sichtbar, da sie von der Sonne völlig überstrahlt wird und uns außerdem noch ihre dunkle Seite zuwendet. Aber wenige Wochen davor und dahinter strahlt sie als hellstes Himmelsobjekt nach Sonne und Mond in ihrer Eigenschaft als "Morgenstern" oder "Abendstern". Schon mit einem billigen, kleinen Fernglas kann man die Venussichel kurz vor bzw. kurz nach der unteren Konjunktion gut erkennen (Foto rechts).

Klein und rund - Venus in der Oberen Konjunktion

Das andere Extrem ist die sogenannte Obere Konjunktion (Foto rechts), wenn die Venus also beihnahe hinter der Sonne steht. Sie erscheint uns in dieser Position zwar voll beleuchtet aber wegen der großen Entfernung entsprechend klein.

Die Wolken der Venus

Interessant ist die Fotografie der Venusatmosphäre im ultravioletten Licht ab ca. 400 nm und abwärts. Hier zeigen sich deutlich sichtbare, streifige Wolkentrukturen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Fotografie im UV wäre eine langbrennweitige Spiegeloptik (ideal wäre ein Schiefspiegler), da Glas je nach Sorte UV-Licht absorbiert. Weiterhin wird ein handelsüblicher UV-Passfilter benötigt.
Bezugsquelle: Venusfilter [Teleskop-Service]

Die Nachtseite der Venus (Illustration)

wird normalerweise von den dichten Wolken der Venusatmosphäre komplett verdeckt. Es gibt aber ein paar spektrale ´Fenster´ durch die ein Blick auf die Oberfläche der Venus möglich ist. Freilich kein Blick im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr ein Abbild der Wärmestrukturen auf der heißen Oberfläche. Das einzige, für den Amateurastronomen nutzbare Fenster befindet sich bei 1.020 nm, eine Wellenlänge, die durchaus noch in der Reichweite gängiger CCD-Chips liegt. Das Bild rechts ist nur eine Montage, die zeigt was man mit einem solchen Filter so alles anstellen kann. Doch was leuchtet da?

Im Mittel haben wir mit rund 460°C, also 733K Oberflächentemperatur eine Infrarotstrahlung, deren Maximum bei 3.953 nm liegt. Da fällt im sichtbaren, tiefroten Licht durchaus noch ein geringer Rest an Strahlung ab, die Oberfläche der Venus dürfte also wie eine Herdplatte in dunkler Nacht tiefrot glimmen. Ganz anders sieht das im infraroten Licht aus. Bei 4 µm leuchtet die Venusoberfläche strahlend hell, und das ist keineswegs reflektiertes Sonnenlicht! Und dazwischen, etwa bei 1 µm, wird immer noch reichlich Strahlung abgegeben, die die Venusatmosphäre durch schmalbandige Fenster verlassen kann. Zum Vergleich: Die Erdoberfläche strahlt bei 15°C (288K) mit einem Maximum bei 10.062 nm...

Fotografisch ließe sich dieses Fenster durchaus nutzen, wenn man einen Schmalbandfilter mit einer Durchlasswellenlänge von eben diesen 1.020 nm hätte. Durchlassbreite ca. ±10 nm. Leider werden derartige Filter nicht hergestellt. Einige ´Extrem-Astrofotografen´ haben es mit einem Kantenfilter versucht, der ab 1.000 nm ´aufmacht´. Und tatsächlich - sie konnten die Nachtseite der Venus damit wenigstens andeutungsweise sichtbar machen.

 

Venusaufnahmen & verwendete Aufnahmetechnik:

Venussichel
Venussichel
Allgemeine Objektdaten:
Objektgröße:      62,9´´
Entfernung:       40.226.867 km
Helligkeit:       1,80 mag
mittlere FH:      10,57 mag/"²
Phase:            1 %
Elongation:       09° 00'
Koordinaten:      19h 40m 35,64s / -17° 20' 51"
Sternbild:        Schütze (Sagittarius [SGR])

Aufnahmedaten:
Aufnahmezeit:     2014-01-06 13:24 UTC
Montierung:       Meade LX200GPS (G
Teleskop:         SNS 60/750 Refraktor
Öffnung:            60 mm
Brennweite:       1900 mm (Barlow)
Öffnungsverh.:    f/31,7
Kamera:           Philips ToUcam PCVC840K - S/W-Mod
Filter:           Rotfilter
Einzelbelichtung: 1/100s, Gain: 0%, γ min
Stacking:         256 aus 800 automatisch
Belichtung eff:   0,2s
Vb:               197,4 ×
Theor. Grenzgröße 7,3 mag
Theor. Grenz-FH   10,9 mag/"²
Bildfeld:         1,63' × 1,62'
Abbildungsmaßstab 0,61", 0,37"², 119 km/Px

Bedingungen:
Horizonthöhe:     24° 33´
rel. Extinktion:  0,95 mag
Seeing:           Grottenschlecht
FWHM:             5,0 Pixel ≡ 3,0"
Reale Auflösung:  593 km
Transparenz:      5.0 fst
Temperatur:       9°C


Info:
Starker Südföhn sorgte für ein sehr schlechtes Seeing, so lassen sich die übergreifenden Sichelspitzen der Venus natürlich nicht sichtbar machen. Nur noch 5 Tage bis zur Unteren Konjunktion, bei der sich Venus der Sonne bis auf 5,2° nähert und dann nördlich an ihr "vorbeifliegt". Es ist übrigens die gleiche Situation wie zur Unteren Konjunktion im Januar 2006, damals fand diese 2 Kalendertage später statt. Die Aufnahme wurde nachträglich koloriert um den visuellen Eindruck im Okular möglichst nahe zu kommen.
 
Venus nach Unterer Konjunktion
 
 
Venus nach Unterer Konjunktion
Venus nach Unterer Konjunktion
Allgemeine Objektdaten:
Objektgröße:      63,3´´
Entfernung:       39.957.591 km
Helligkeit:       3,30 mag
mittlere FH:      12,09 mag/"²
Phase:            1 %
Elongation:       06° 24'
Koordinaten:      19h 22m 31,37s / -16° 28' 05"
Sternbild:        Schütze (Sagittarius [SGR])

Aufnahmedaten:
Aufnahmezeit:     2014-01-13 09:57 UTC
Montierung:       Meade LX200GPS (G
Teleskop:         Meade 10" SCT
Öffnung:           254 mm
Brennweite:       3075 mm
Öffnungsverh.:    f/12,1
Kamera:           Philips ToUcam PCVC840K - S/W-Mod
Filter:           IR-Passfilter 685nm
Einzelbelichtung: 1/1000s, Gain: 16%, γ min
Stacking:         256 aus 1120 handverlesen
Vb:               319,5 ×
Theor. Grenzgröße 7,4 mag
Theor. Grenz-FH   10,3 mag/"²
Bildfeld:         4,01' × 3,01'
Abbildungsmaßstab 0,38", 0,14"², 73 km/Px

Bedingungen:
Horizonthöhe:     24° 2´
rel. Extinktion:  0,98 mag
Seeing:           Mittel [5/10]
FWHM:             6,0 Pixel ≡ 2,3"
Reale Auflösung:  437 km
Transparenz:      5.0 fst
Temperatur:       6°C


Info:
Wie so häufig spielte das Wetter am Tag der Unteren Konjunktion am 11.1.2014 um 13:24 MEZ nicht mit - starkes Schleiergewölk streute das Licht der Sonne derart stark, daß die Venussichel nicht einmal ansatzweise zu sehen war. Am Tag danach das gleiche Spiel. Am Tag Nr. 2, 45 Stunden später, dann endlich ein guter "Durchblick" bei einem Seeing, das hätte angesichts der Sonneneinstrahlung und der nahenden Kaltfront weit schlechter sein können.

Wie schon 2006 nutzte ich den Schatten des Kamins vom gegenüber liegenden Haus um das Streulicht von der nahen Sonne möglichst gering zu halten. Der IR-Kantenfilter beruhigte nicht nur das Seeing etwas, sondern verstärkte auch den Kontrast zwischen dem klaren, hellblauen Himmel und der Venussichel beträchtlich. Das Bild wurde nachträglich in realistischen Farben eingefärbt.

Das 2. Bild zeigt das beste Einzelbild unbehandelt.
 
 
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