Astrofotografie :: Planetarische Nebel - Der Insektennebel [NGC 2440]

 

Planetarische Nebel - Der Insektennebel [NGC 2440] (zuletzt aktualisiert: 26.06.2008)

NGC 2440 ist ein ungewöhnlich komplexer Planetarischer Nebel. Neuesten Erkenntnissen zufolge hat der verursachende Zentralstern seine Gashülle in mehreren Ausbrüchen abgestoßen und so die heute beobachtbare multipolare Struktur geschaffen. Zwischen diesen Ausbrüchen hat sich die Lage der Rotationsachse dieses Sterns offenbar stark geändert.

In NGC 2440 leuchtet ein Zentralstern, der mit einer Oberflächentemperatur von über 200.000 K (!) als einer der heißesten aller bekannten Sterne gilt. Dieser Zentralstern, ein Weißer Zwerg, hat knapp Sonnenmasse, leuchtet aber rund 250 × so hell wie diese. Wegen der extrem hohen Temperatur wird ein Großteil der abgegebenen Strahlung tief im ultravioletten Licht abgegeben, wodurch er visuell mit 17,7 mag sehr unscheinbar ist.


Visuelle Beobachtung (10" SCT):
Im 26mm-Okular zeigt sich NGC 2440 bei ca. 100-facher Vergrößerung als kleines, blasses und diffuses Nebelchen, dessen Form eher an ein Gummibärchen erinnert. Der Zentralstern wird vom umgebenden Nebel hoffnungslos überstrahlt und ist daher selbst fotografisch mit Amateurmitteln nicht zugänglich.

 
Allgemeine Objektdaten:
Objektgröße:      14´´
Entfernung:       4.000 Lj
Temperatur:       200.000 K
Strahlungsmax.:   14 nm
Helligkeit:       10,80 mag / 17,7 mag (ZS)
mittlere FH:      16,29 mag/"²
Abs.Helligkeit:   0,36 mag
Koordinaten:      07h 41m 55,6s / -18° 12' 31"
Sternbild:        Achterdeck (Puppis [PUP])
 

Aufnahmen & verwendete Aufnahmetechnik:

Der Insektennebel [NGC 2440]
Der Insektennebel [NGC 2440]
Aufnahmedaten:
Aufnahmezeit:     2006-03-13 20:53 UTC
Montierung:       Meade LX200GPS (G
Teleskop:         Meade 10" SCT
Öffnung:           254 mm
Brennweite:       2832 mm
Öffnungsverh.:    f/11,1
Kamera:           Philips ToUcam PCVC840K
Einzelbelichtung: 1/25s, Gain: 76%, γ max
Weißabgleich:     36 (Rot) / 13 (Blau)
Stacking:         410 aus 1024, automatisch
Belichtung eff:   8,1s
Vb:               294,2 ×
Bildfeld:         4,35' × 3,26'
Abbildungsmaßstab 0,41", 0,17"², 500,2 AE/Px

Bedingungen:
Horizonthöhe:     21° 32´
rel. Extinktion:  1,09 mag
Seeing:           Schlecht [2-3/10]
Temperatur:       -8°C


Info:
Ein "Fast-Vollmond" über einem etwas milchigen Himmel und ein nur 21° über dem Horizont stehendes, mit 10,8 mag nicht gerade lichtstarkes Planetarisches Nebelchen bringt auch die kühnsten Aufnahmetechniken mit einer optimierten ToUcam an ihre Grenzen. Der Stern ganz links oben ist übrigens SAO 153271, ein gelblich leuchtendes Sternchen mit 8,7 mag Helligkeit.

Nicht genau eingenordet (ca. 20° im Uhrzeigersinn gedreht).
 
Der Insektennebel [NGC 2440] L-RGB
Der Insektennebel [NGC 2440] L-RGB
Aufnahmedaten:
Aufnahmezeit:     2006-04-07 19:10 UTC
Montierung:       Meade LX200GPS (G
Teleskop:         Meade 10" SCT
Öffnung:           254 mm
Brennweite:       2832 mm
Öffnungsverh.:    f/11,1
Kamera:           Philips ToUcam PCVC840K
Einzelbelichtung: 1/25s, Gain: 72%, γ max
Weißabgleich:     36 (Rot) / 19 (Blau)
Stacking:         936 aus 1040, automatisch
Belichtung eff:   12,2s
Vb:               294,2 ×
Bildfeld:         4,35' × 3,26'
Abbildungsmaßstab 0,41", 0,17"², 500,2 AE/Px

Bedingungen:
Horizonthöhe:     21° 48´
rel. Extinktion:  1,08 mag
Seeing:           Mittel [5/10]
Temperatur:       6°C


Info:
Etwas besseres Seeing, Dunkelbildabzug, bessere Nachführung, die 3 Farbkanäle nochmals gestackt und der Aufnahme als L-Kanal hinzugefügt, und schon lassen sich die groben Strukturen im Insektennebel erkennen.

Die beiden Sternchen unter dem Insektennebel haben übrigens 13,01 (links) bzw. 14,71 mag (rechts). Von wegen Grenzen... ;=}

Nicht genau eingenordet (ca. 20° im Uhrzeigersinn gedreht).

Nachtrag: Das Bild wurde am 30.6.2006 neu bearbeitet.
 
NGC 2440 Außenbereich
NGC 2440 Außenbereich
Aufnahmedaten:
Aufnahmezeit:     2007-02-21 20:17 UTC
Montierung:       Meade LX200GPS (G
Teleskop:         Meade 10" SCT
Öffnung:           254 mm
Brennweite:       2832 mm
Öffnungsverh.:    f/11,1
Kamera:           Philips ToUcam PCVC840K
Einzelbelichtung: 1/25s, Gain: 100%, γ max
Weißabgleich:     36 (Rot) / 19 (Blau)
Stacking:         4.096 aus 5.000, automatisch
Belichtung eff:   25,6s
Vb:               294,2 ×
Bildfeld:         4,35' × 3,26'
Abbildungsmaßstab 0,41", 0,17"², 500,2 AE/Px

Bedingungen:
Horizonthöhe:     23° 38´
rel. Extinktion:  0,99 mag
Seeing:           Schlecht [2-3/10]
Temperatur:       5°C


Info:
Das Summenbild aus über 4.000 Einzelaufnahmen zeigt, daß die Ausdehnung von NGC 2440 noch weit größer ist als "offiziell" angegeben - eine noch tiefere Ausbelichtung dürfte hier noch einiges bringen. Die seltsame, rosa Farbe ist übrigens korrekt. Getrennte, lang belichtete Aufnahmen im Hα (für Rot), [O-III] (für türkis) und Hβ (für blau) dürften hier noch für einiges an Überraschungen sorgen.

Die kleine Abbildung links zeigt NGC 2440 in voller Auflösung und ist ein "histogrammtechnisch" stark gedehnter Ausschnitt aus dem Original, wobei hier noch eine zusätzliche Rauschfilterung vorgenommen wurde. Leider war das Seeing derart schlecht, daß auf rund 400 der insgesamt 5.000 Aufnahmen so gut wie nichts zu sehen war und deshalb vorab entfernt werden mußten.
 
NGC 2440 mit Schmalbandfiltern
 
 
NGC 2440 mit Schmalbandfiltern
 
 
NGC 2440 mit Schmalbandfiltern
NGC 2440 mit Schmalbandfiltern
Aufnahmedaten:
Aufnahmezeit:     2008-02-11 21:48 UTC
Montierung:       Meade LX200GPS (G
Teleskop:         Meade 10" SCT
Öffnung:           254 mm
Brennweite:       1040 mm (Reducer)
Öffnungsverh.:    f/4,1
Kamera:           ATiK 16IC-HS
Filter:           RGB-Filtersatz + Schmalbandfilter
Einzelbelichtung: 30s
Stacking:         119
Belichtung eff:   327,3s
Bias/Rauschen:    825 ADU / 48 (49,0) RMS
Vb:               81,8 ×
Theor. Grenzgröße 19,4 mag
Theor. Grenz-FH   24,0 mag/"²
Bildfeld:         16,12' × 12,08'
Abbildungsmaßstab 1,47", 2,15"², 0,028 Lj/Px

Bedingungen:
Horizonthöhe:     23° 57´
rel. Extinktion:  0,98 mag
Seeing:           Mittel-Gut [6/10]
Transparenz:      5.5 fst
Himmelshelligk.:  18,65 mag/"²
Temperatur:       5°C

Aufnahmedetails:
L:   119 ×  30s
Hα:   65 ×  60s
OIII: 33 × 120s
Hß:   37 × 120s
UV:    4 × 600s
R:    45 ×  30s Binning: 2
G:    40 ×  30s Binning: 2
B:    40 ×  30s Binning: 2
Hellste Werte: gesättigt /(L, 9,57 mag) / 43.576 (L, Nebel)
Leitstern: 9,33m / 18´ 00"  SO
Autoguiding: Guidedog 1.0.6 und Philips ToUcam (S/W-Mod)

Info:
Die seltsame pinkartige Farbe kann nach tieferer Ausbelichtung mit der Astrokamera zunächst bestätigt werden. Zwar leuchtet der Nebel insbesondere in seinen Außenbereichen recht hell in der Hα-Linie, aber auch im Hß-Licht ist nicht unerheblich viel Licht vorhanden. Grund für einen Test im UV-Licht. Daß auch hier noch einiges an Licht abgegeben wird, verwundert angesichts der extrem hohen Temperatur des Zentralsterns nicht weiter, denn hier sehen wir wohl noch reichlich Licht aus den höher angeregten Zuständen des Wasserstoffs (Balmer-Serie). Daher bleibt der Zentralstern selbst im UV-Licht in seiner hellen Umgebung verborgen.

Die 2. Aufnahme
zeigt diesen PN 2 × vergrößert und mit "Entfaltung" weiter geschärft. Das bringt zwar rein technisch keinen Informationsgewinn, ist aber für das Auge angenehmer.

Die offiziell angegebene scheinbare Ausdehnung von nur 14" bezieht sich wohl nur auf den hellen Innenbereich. Mißt man den hier gezeigten PN genau nach, dann kommt man auf immerhin stolze 75" × 54".

Welche Farben kommen in NGC 2440 wirklich vor? Für das 3. Bild wurden noch etliche Photonen in der Sauerstofflinie gesammelt. Deren türkises Licht lassen den Innenbereich in Verbindung mit den anderen Spektralbereichen wieder eher etwas gelblicher erscheinen. Es scheint so, als ob sich eine Farbkamera hier täuschen läßt und den blauen Farbanteil zu stark betont.
 
 
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